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Montag, 22. November 2010

Am Anfang war das Licht

Am Anfang war das Licht

Gestern war ich im Kino: Am Anfang war das Licht im Glückaufhaus in Essen. (Danke für den Tipp, Ellen! :-)

Thema des Films war Lichtnahrung. Der Film beschreibt auf unkomplizierte Weise den Zugang & Umgang des Regisseurs P.A.Straubinger, ein Reporter des österreichischen Radiosenders Ö3, zu bzw. mit diesem Subjekt und mit unterschiedlichsten Menschen, die sich nicht mehr normal, so wie du und ich, ernähren, sondern gar nicht (!). Der Film ist durchaus sehenswert, aber ich werde jetzt nicht über das eigentliche (auch wenn sehr interessante) Thema des Films sprechen, sondern nur über eine Frage, die mir dabei in den Sinn kam.

Hier zuerst ein paar Hintergrundinformationen.

  • Prof. Dr. Anton Luger, ein österreichischer Arzt, international anerkannter Stoffwechselexperte und Leiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der Medizinischen Universität Wien ist fest davon überzeugt, dass der Verzicht auf Nahrung über längere Zeit zum Tod führt. Auf Trinken zu verzichten würde dies nur noch beschleunigen.

  • Der indische Yogi Prahlad Jani lebt seit mehr als 7 Jahrzehnten (!) ohne jegliche Nahrung. Nicht mal Wasser nimmt er zu sich! Er liess sich sogar 10 Tage in einem modernen Krankenhaus, unter strengster Beobachtung (das klare Ziel war, ihn als Scharlatan zu entlarven!) einweisen. Die Ärzte haben alle möglichen Tests mit ihm gemacht - von Blutanalysen und Röntgenaufnahmen bis hin zu Computertomographie - und schließlich akzeptieren müssen, dass er ein Rätsel für die heutige Medizin darstellt.

Jenseits dieses offensichtlichen, anerkannten Wunders fragte ich mich: Wer hat hier Recht :-), der österreichische Arzt oder der indische Yogi?

Beide haben Recht! Beide leben das, was sie glauben. Paracelsus sagte in den 15. Jahrhundert: So wie der Mensch sich in seiner Vorstellung sieht, so wird er sein. Und er ist so, wie er sich selbst in seiner Vorstellung sieht. und auch Henry Ford formuliert 5 Jahrhunderte später genau das Gleiche so: Egal ob du daran glaubst, dass du es schaffst oder ob du glaubst, dass du es nicht schaffst, du wirst auf jeden Fall recht behalten!.

Es ist keine Frage, welche Alternative besser ist - besser im Sinne von mehr Freiheitsgrade geben - darum ging’s mir nicht, sondern um die Art, wie wir ständig unsere Realität selber erschaffen.

Auch der österreichische Arzt würde zweifellos gerne mehr Freiheitsgrade haben - nur muss er dafür etwas machen, was er nicht kennt / kann / möchte. Das Wissen und die Bereitschaft, das, was wir wissen, zu tun und zu leben, wirkt als Filter unserer Realität und grenzt so unsere Freiheitsgrade ein. Sogar mehr als das: Es filtert nicht nur das, was wir erleben, sondern bestimmt den künftigen (Ver)Lauf unseres Lebens in dieser unserer Realität (s.a. die Filme The Butterfly Effect & What The Bleep Do We Know).

Der indische Yogi zeigt eindeutig, dass es auch eine andere Realität gibt, die genauso handfest ist wie unsere normale Welt.

Wie genau bestimmen wir unsere Realität & Leben durch unsere Glaubenssätze? Und wie läuft so etwas bei einem Yogi?! Nehmen wir ein konkretes Beispiel!

Ich höre etwas, was mich interessiert (Yoga tut gut, oder konkreter Uddiyana Bandha heilt eine Vielzahl an Krankheiten oder esoterischer ;-) Vipassana-Meditation führt zu innerer Ruhe und Erlösung)… es ist zuerst eine inkomplette Information, ein Schnipsel, eher nichts und gleichzeitig alles sagend. Es ist aber etwas, was mich irgendwie anzieht, worüber ich noch mehr wissen möchte. Es ist nur eine Annahme, deren Wahrheitswert ich noch gar nicht geprüft habe, bei der ich aber entscheide, dass es Wert ist, mehr in der Richtung zu forschen.

Was dann?

Ich fange an zu lesen, zu googlen, zu fragen. Ich sammle Informationen, wo immer ich kann. Ich fülle die elliptischen Sätze von eben mit mehr Leben, ich baue ein kohärenteres Gebilde, das Ganze gewinnt mehr und mehr an Substanz. Es ist aber immer noch nur ein Modell, ohne jegliche praktische Relevanz für mein Leben. Wenn ich hier stoppe, bleibt das Ganze - einmal mehr - nur intellektuelles Wissen. Ich kann dann nur oberflächlich darüber reden :-) und es hat immer noch wenig Chance, meine Realität zu verändern.

Dafür muss ich noch einen entscheidenden Schritt unternehmen: Ich muss es machen!

Nachdem ich alles erforscht und untersucht habe, nachdem ich weiß, wie und wann man das tut, nachdem ich mir kompetente Hilfe geholt habe (noch mal zu den Beispielen oben: in Form eines Yogakurses, oder Yogabuches oder Meditationsretreats), muss ich anfangen es anzuwenden / auszuüben!

Um zu den Beispielen zurückzukehren: Ich beginne Yoga zu machen oder übe Uddiyana Bandha bzw. gehe in ein Vipassana-Meditations-Kamp.

Nur so gehe ich diesen essentiellen Schritt weiter und schaffe die Voraussetzungen dafür, dass das Gelernte sich auch in meinem Leben manifestiert. Ansonsten erzähle ich mein Leben lang nur über das, was andere erreicht haben!

Und wenn ich so etwas ehrlich, regelmäßig, über längere Zeit praktiziere (Yoga, Uddiyana Bandha, Vipassana etc.), dann verändert sich auch meine Realität: Ich fühle mich anders, agiere anders, denke anders. Natürlich ist das zuerst subjektiv, intern, fast nicht wahrnehmbar. Es ist auch nicht unbedingt ein Bruch, sondern eine ständige Erweiterung der alten Realität (so gesehen ist die Realität des österreichischen Arztes eine Untermenge von der des indischen Yogis - keine andere Realität, sondern nur ein Teil von etwas Größerem). Und wenn das sogar von anderen deutlich wahrgenommen werden kann - so wie im Falle des indischen Yogis - spätestens dann ist das ein Zeichen, dass diese, meine subjektive Realität an Objektivität gewonnen hat :-)

P.S. Noch esse ich. Trinken tue ich auch. Noch. ;-)

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